In der Hoffnungskirchengemeinde gab es auch in der Kriegszeit eine rege Kinder- und Jugendarbeit, denn im Gemeindegebiet wohnten viele Familien mit kleineren und größeren Kindern wie ein Blick auf die Taufen und Konfirmationen in der damaligen Zeit zeigt. Ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit waren die Elternabende der verschiedenen Jugendgruppen. Oft wurde ein solcher Abend genutzt, um mit den Kinder Theaterstücke vorzuführen und dabei für einen guten Zweck Spenden zu sammeln. So war es auch am 13. April 1918: im großen Saal des „Konzerthauses Lindner“ in der Breiten Straße 34, den die Gemeinde damals immer wieder für größere Veranstaltungen nutzte, fand ein „Festabend zum Besten der Wilhelm Kuhr-Stiftung als Elternabend des Jugendgottesdienstes der Pankower Hoffnungskirche mit Hilfe des Evgl. Vereins junger Männer ‚Hoffnung'“ statt. So wurde es auf dem Programm angekündigt.
Im Vorfeld musste dieser Abend – wie damals üblich – polizeilich angemeldet werden. Die Genehmigung wurde problemlos erteilt mit der Bemerkung „Die Veranstaltung einer Tanzlustbarkeit ist verboten“.
Dem Programm war die Allgegenwart des Krieges anzumerken, trotzdem zeigte es eine Mischung aus ernsten und humorvollen Themen, so gab es einen Vortrag unter dem Titel „Kriegssegen?!“, einen Kinder-Reigen, ein Bühnen-Kinderspiel und zum Abschluss das Theaterstück „Landsturmmann Nitschke“ des Autors Siegfried Philippi, über das der Verlag schrieb „Das ganze Stück ist mit lebenswarmen Humor erfüllt“. Auch andere Darbietungen bereicherten den Abend, durch den Pfarrer Rudolf Jungklaus führte. Der Eintritt zu diesem Abend kostete 50 Pfennig. Es ist davon auszugehen, dass der Saal gut gefüllt war, denn einige Tage später zahlte Pfarrer Jungklaus den Erlös von 185,95 Mark als Beitrag zur Bürgermeister Kuhr-Stiftung bei der Gemeinde-Hauptkasse ein.
Der Wilhelm Kuhr-Stiftung waren viele aus der Gemeinde sehr verbunden. Sie wurde zu Ehren des 1914 als Kriegsfreiwilliger gefallenen Pankower Bürgermeisters gegründet.
Bürgermeister Kuhr war in Pankow sehr beliebt: in den acht Jahren, in denen er Pankower Bürgermeister war (1906-1914) hat er viele wichtige Projekte vorangebracht: durch den starken Bevölkerungszuwachs musste die Infrastruktur ausgebaut werden. So nahm er vorausschauend den Straßenbau in Angriff , außerdem den Bau von Schulen und des großen Pankower Wasserwerkes. Er entwickelte das gesamte Erziehungswesen des Bezirkes, kümmerte sich um Fragen der öffentlichen Gesundheit und der Sozialfürsorge. Das Projekt, für das er bis heute in Pankow bekanntesten ist, ist der Bürgerpark. Ursprünglich als Privatpark angelegt, sollte das Gelände 1906, nach dem Tod des letzten Besitzers, verkauft werden. Das Land war unter den konkurrierenden Terraingesellschaften sehr begehrt, Mietshäuser sollten gebaut werden. Doch Wilhelm Kuhr setzte gegen viele Widerstände durch, dass die Gemeinde den Park für 1 1/2 Millionen Goldmark kaufte und erhielt ihn so als grünen Ruhepol im wachsenden Pankow, in dem bis heute viele Bewohner und Besucher ihre Freizeit verbringen. Von Wilhelm Kuhr selbst wird berichtet, dass er jeden Morgen vor Dienstantritt durch den Bürgerpark spazierte.
Wenige Tage nach Kuhrs Tod wurde von der Pankower Gemeindevertretung beschlossen, die am Bürgerpark verlaufende Straße in Wilhelm-Kuhr-Straße umzubenennen. Und 1915 wurde im Preußischen Verwaltungsblatt angekündigt: „Zu Ehren des für das Vaterland gefallenen Bürgermeisters Kuhr soll in Pankow eine Wilhlem-Kuhr-Stiftug errichtet werden, die bezweckt, für Kriegsinvalide und die Hinterbliebenen von Gefallenen zu sorgen.“ (GL)